Der Coach, Berater, Trainer (m/w/d) - wie wir ihn von unserem Arbeits- / Leistungsanspruch her verstehen
Als Coach in die Rolle des Ermutigers zu schlüpfen ist die eine Seite der Medaille. Denn ob diese Ermutigung angenommen wird, das ist die Entscheidung des jeweiligen Gegenübers. Falls Veränderung ungewollt ist und abgelehnt wird - wie es im Auftragscoaching erfahrungsgemäß fast täglich vorkommt, stellt der Coach insofern ein "unerwünschtes Übel" dar, als dass er Derjenige ist, der die Veränderung herbeiführen soll.
Und genau aus diesem Grund muss der Coach bereit sein, ein PLUS an sozialem Risiko einzugehen (was ihn ggf in Konflikt mit seinem Bindungsmotiv bringen kann). Siehe dazu auch Coachingkompetenz von Hermann Bayer, S. 152 ff:
Der integere Coach (m/w/d) spricht an - und er eckt an. Und weil er zuweilen den Finger in die Wunde legt, muss er mit Folgendem rechnen:
Neid der Umgebung
Jemand der Eigenschaften verkörpert, die das Gegenüber selbst gerne hätte, berührt temporär, wiederholt oder permanent dessen tiefsitzendes, in diesem Kontrast als schmerzlich erlebtes, persönliches Defizit. Die daraus resultierende brisante Gefühlslage bietet den perfekten Nährboden für Neid, Mißgunst und Intrigen.
IIdealisierung durch die Umgebung
Es gibt Menschen, die Coaching, Coaching-Projekte oder den Coach selbst mit überdimensionierten Hoffnungen verbinden. Sie haben den Coach zu ihrem persönlichen Heilsbringer erkoren. Der Coach wird dadurch mit einer völlig unangemessenen Erwartungshaltung konfrontiert, die kein Mensch der Welt erfüllen kann. Zwangsläufig ist die Folge derartiger Erwartungen die Ent-Täuschung.
Glorifizierung durch die Umgebung
Während die Idealisierung des Coachs eher mit sich im Stillen persönlich ausgemacht wird, wird Glorifizierung - möglicherweise auch vorab von Dritten - nach außen kommuniziert. Dadurch wird die betreffende Person zu einer Art "Guru" stilisiert. In der Außenwahrnehmung ist es kaum zu vermeiden, dass solche Kreise tendenziell sektiziös wirken.
Misstrauen aus der Umgebung
Auf viele Menschen wirkt es höchst befremdlich und irritierend, dass jemand seine Position konsequent lebt und seine Meinung frei heraus vertritt. Der professionell agierende Mensch lebt nach dem Motto: "nur der Überzeugte überzeugt". Dennoch werden in ihren Wertehaltungen integere Menschen zunächst stets mit Misstrauen konfrontiert - insbesondere dann, wenn ihre Überzeugungen nicht mainstreamkonform sind. Nun ist gesundes Misstrauen durchaus sinnvoll und angebracht. Steht es jedoch auch langfristig einer vertrauensvolle Beziehung im Weg, verfestigt sich ein erheblicher Widerstand, welcher den Erfolg des Coachings beeinträchtigt, ja sogar gänzlich verhindert.
Widerstand durch die Forderungen, die ein echter Coach an die Umgebung stellt
Coaching bedeutet u.a. "Fördern durch Fordern". Inzwischen haben Coaches es jedoch vermehrt mit Menschen zu tun, die auch eine berechtigte Forderung als unberechtigte Zumutung verstehen. Dies geht bei hochgradig entmutigten Menschen, welche ihre innere Kündigung bereits abgegeben haben soweit, dass sie die Forderungen des Lebens schlechthin für eine Zumutung halten. Die aus deren Sicht logische Konsequenz ist, dass diese Forderungen ((Selbst)Verantwortungsübernahme) abgelehnt bzw. zurückgewiesen wird.
Aktivierung des Stressmodus' in der Umgebung durch Infragestellung bisheriger Vorgehens- und Verhaltensweisen + Durchsetzen von Veränderung auch gegen anhaltenden Widerstand
Häufig wird Kritik eben NICHT als Impuls oder Anregung zur Verbesserung verstanden, sondern mit persönlichem "Versagen" gleichgesetzt. Sofern ein "guter" Coach also einen entsprechenden Anspruch an die Qualität seiner Arbeitsleistung hat, kommt er gar nicht umhin die wunden Punkte seiner Coachees zu berühren - ob er das nun willentlich beabsichtigt oder nicht und ob das dem Klienten gefällt oder nicht - denn auch das ist "echtes" Coaching. Nach wie vor gehört der konstruktive Umgang mit den eigenen Entwicklungsfeldern (Schwächen) insbesondere für Männer, zunehmend jedoch auch für Frauen - fast immer noch zu den Tabu-Themen. Somit ist es nicht verwunderlich, dass der Auslöser, nämlich der Coach, bekämpft wird.
Geringer Beliebtheitsgrad - denn der Coach erzeugt durch sein konsequentes Verhalten Leidensdruck
Anders als es die zu coachende Person es bis dahin vielleicht gewohnt war, werden destruktive Verhaltensweisen nicht auch noch belohnt, sondern sie sind mit Nachteilen für Denjenigen verbunden - wodurch sie die Chance zur Verhaltensänderung bieten. Allerdings macht sich der Coach durch dieses durchweg konsequente Agieren nicht unbedingt beliebt - auch, wenn es ihm letzten Endes den Respekt als Führungspersönlichkeit einbringt.
Risiko der Isolation, da ein echter Coach häufig auch als "Störfaktor" wahrgenommen wird. Weil er je nach Gruppenklima "Verwöhnung", "Scheinharmonie" oder das "in Ruhe gelassen werden wollen" unterbindet und konstruktiven Beitrag zum Gemeinwohl einfordert, wird er sich Versuchen ausgesetzt sehen, ihn aus der, wenn auch destruktiv handelnden, Gemeinschaft auszugrenzen.
Intransparenz - Umgang mit Falschspielern und im Umlauf befindlichen, gezinkten Karten
Menschen lassen sich in ihrer ICH-Haftigkeit, in ihren egoistisch motivierten Intensionen, welche darüber hinaus möglicherweise auch noch zu Ungunsten von anderen verwirklich werden sollen - nur äußerst ungern in die Karten schauen.
Ein echter Coach deckt aber gemeinschaftsstörende Absichten auf und bringt gemeinschaftsschädigendes Verhalten zur Sprache. Ein von seiner Persönlichkeit her offener, mutig agierender und transparent kommunizierender Coach demaskiert. Er spricht an und er eckt an. Er schiebt neurotischen und destruktiv wirkenden Tendenzen einen Riegel vor, in dem er sie frühzeitig und konkret anspricht. Die Verweigerung von Beitragsleistung zum Gemeinwohl, persönliche Profilierungen auf Kosten anderer, das "sich mit fremden Federn schmücken", Machtkämpfe, Entwertungen, Herabsetzungen, (un)bewusst zugeführte Verletzungen (Seitenhiebe), Revanchen untereinander aber auch Regelbruch und -beugungen sowie Inkonsequenz werden von ihm thematisiert, geklärt und reduziert.
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